1. Akt
Tal zwischen waldigen Bergen in der schönen Provence. Am Horizont das alte Schloss Dürande, weit unten
die Türme der Stadt Marseille. Ein kleines Jägerhaus, man siehts vor Blüten kaum. Zeit der Französischen
Revolution. Mondstille Nacht. Der Jäger Renald in Graf Dürandes Diensten und sein Waldhüter. Später seine
Schwester Gabriele und ihr Liebster.
Renald
(flüsternd)
Ein junger, fremder Mann
Wildhüter
Ich sah ihn selbst
Renald
schleicht heimlich zu meiner Schwester,
wenn ich selber weit weg im Forst?
Wildhüter
Was ich gesehen, das weiß ich genau.
Renald
Horch, wie sie singt.
Gabriele
(unsichtbar, hinter dem Haus)
Sie stand wohl am Fensterbogen
Und flocht so traurig ihr Haar.
Der Jäger war fortgezogen,
Der Jäger ihr Liebster war.
Renald
Ihr heimliches Abendlied.
Wildhüter
Fährt wie ein Messer durchs Herz.
Gabriele
Sie legt das Ohr an den Rasen,
Hört ferner Hufe Klang
Das sind die Rehe, die grasen
Am schattigen Bergeshang.
Armand
(hinter dem Haus)
O Gabriele!
Wildhüter
Es ist doch jemand bei ihr!
Renald
Schweige, schweige, schweige, still!
Gabriele
Da sprangen vom Fels die Quellen,
Da flogen die Vöglein ins Tal.
Und wo ihr ihn trefft, ihr Gesellen,
Grüßt mir ihn tausendmal!
Renald
(ergriffen)
Grüßt mir ihn tausendmal!
Wildhüter
Tausendmal!
Renald
Unglücksvogel, gute Nacht!
Wildhüter
Glaube mir:
Was ich gesehen, das weiß ich genau.
(Wildhüter ab)