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Kapitel 3 - Renne um dein Leben lyrics

Performer Mono Inc.

Kapitel 3 - Renne um dein Leben song lyrics by Mono Inc. official

Kapitel 3 - Renne um dein Leben is a song in German

Aellin rappelte sich wieder auf die Beine und machte sich auf den Heimweg. Sie ließ die Palisade, hinter sich und als sie den Waldrand erreichte, begannen der Applaus und die johlenden Rufe hinter ihr zu verblassen. Auf dem unerwartet zähen Weg nach Hause wurde sie von Selbstzweifel geplagt. Es begann zu regnen und die kühlen Tropfen durchnässten sie bis auf die Haut. Aellin stierte zu Boden, ihr Blick verlor sich in den Schlieren, die der heilsame Regen in dem braunen Schlamm hinterlassen hatte. Der Weg war mühsam. Fast schien es ihr, als würde der Wald sie nicht wie sonst empfangen, sondern es ihr besonders schwer machen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Dornen ritzten ihre nasse Haut, Kletten zerrten an der Kleidung und hier und da rutschte sie auf dem matschigen Boden aus.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam sie endlich bei ihrer kleinen Waldhütte an, öffnete die Tür und trat ein. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, knickten ihr die zitternden Beine weg und Aellin brach weinend zusammen. Blut sickerte von ihren zerschundenen Beinen auf den Holzboden, vermischte sich mit dem Dreck des Tages. Doch ihre inneren Wunden wogen schwerer, als es jeder Kratzer vermochte. Mit aller Härte brach die Gewissheit über sie herein, dass jede gute Tat ihres Lebens in naher Zukunft womöglich nichts mehr wert sein würde.
Sie hatte niemandem jemals Schlechtes gewollt, war immer freundlich und half den Bedürftigen. Sie hatte so hart gearbeitet, um sich ihr winziges Haus zu bauen. Hatte Nächte lang gelesen, um dann ihre Knochen wochenlang zu schinden und sich endlich den Kräutergarten hinter ihrer Hütte anzulegen. Sie hatte tagelang nichts gegessen, bevor sie den ersten Dorfbewohner überzeugen konnte, mit seinem Leiden zu ihr zu kommen. Sie hatte so vielen geholfen und sie alle waren stets gesund und glücklich heimgekehrt. Und obwohl Aellin soeben noch ihre Tochter geheilt hatte und mit Dankbarkeit und ehrlichen Tränen der Freude überschüttet wurde, ließ selbst Margret sie nun einfach im Schmutz liegen. Das war also der Preis, den es zu zahlen galt. Wer helfen wollte, der musste dieser Tage mit der Einsamkeit des Waldes leben oder für seine Andersartigkeit bestraft werden.
Natürlich war Aellin der Ruf der Inquisitoren nicht entgangen. Ihnen war alles zuwider, was anders war. Alles, was nicht exakt den Normen ihres fanatischen Glaubens entsprach, den sie so wort- und bildreich mit dem Christentum maskierten, durfte nicht sein. Sie suchten Schafe, selbst jedoch waren sie die Wölfe. Und sie jagten diese sogenannten Ausgeburten der Ketzerei so gnadenlos und ausdauernd wie ein Rudel ein fliehendes Reh.
Nach dem eiskalten Blick des Inquisitors war Aellin klar, dass seine letzten Worte ihr galten mussten. Sie wusste instinktiv, dass sie fliehen musste, und zwar schnell. Doch es fiel ihr so unfassbar schwer, sich mit dem Gedanken abzufinden, ihr Leben und ihre Existenz hier am Rande des Waldes hinter sich zu lassen. Alles, was sie sich aufgebaut hatte, alle Erinnerungsstücke, die Teil ihres Herzens geworden waren. Doch sie hatte keine Wahl und so war das Einzige, was sie mitnahm, ihr Buch des Feuers, eine Schreibfeder und die Lumpen an ihrem Leib.
Noch immer schluchzend schloss sie von außen die Tür, kehrte sich vom Dorf ab und blickte in die entgegengesetzte Richtung in den tiefen, dunklen Wald. Sie war keine dreizehn Schritte gelaufen, da hielt sie unmittelbar inne. Ein Blick zurück zu ihrem Haus offenbarte ihr eine düstere, verlassene Hütte. Der Ort hatte nichts mehr von dem Zauber vergangener Tage, von der Nächstenliebe und Wärme eines Zuhauses. Fast so, als trauere das Haus selbst um Aellins raschen Auszug, schmiegte es sich in die schwarze Waldesnacht. Mit traurigem Blick öffnete sie das Buch des Feuers und sprach mit Melancholie in der Stimme die Worte, die sie sogleich niederschrieb: An dem Ort, an dem das Herz die Flucht versagt, dort liegt die Heimat. Von ihr gibt es kein Loslassen, kein Fliehen. Sie klappte das Buch zu und ging weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen.
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