Advokat
(zu Renald)
Sie kommen aus dem Süden her, sagen Sie.
Renald
Ich will zum jungen Grafen von Dürande!
(sich vorstellend)
Renald Dubois, sein Jäger!
Schon mein Ahn hörte die Vögel schlagen,
Da blitzten viel Reiter, das Waldhorn klang,
Das war ein Jagen!
Und eh ich's gedacht, war alles verhallt.
Denn Gabriele, meine einzige Schwester,
ist hier bei ihm!
Redner
Die alten Liebesnester!
Der Totenwurm pickt schon drin bei Dürande,
ganz zerfressen von Liebschaften.
Renald
Zerfressen! Von Liebschaften ... ?
Redner
Tief die Welt verworren schallt,
Oben einsam Rehe grasen,
Und wir ziehen fort:
Alles ist hier Wild!
Renald
Ich bin geborner Weidmann, auch auf Jäger,
und wenig kümmert mich der Löwenschild.
Redner
Es liegen wohl Federn neben
Und unter und übermir,
Sie können mich alle nicht heben
Aus diesem Meer von Papier.
Doch, Renald Dubois!
Papier! Wie hör ich dich schreien,
Da alle Welt die Federn schwenkt
In langen, emsigen Reihen.
Renald
Papier und Revolution!
In meinem Wald vernahm ich nichts davon!
Doch wenn der Graf die Schwester hält
als Dirne, will ich mein Recht und weiter nichts.
Redner
Laß bilden die Gewalten!
Was davon himmlisch war,
Kann nimmermehr veralten,
Wird in der Brust gestalten
Sich manches stille Jahr.
Die Fesseln müssen springen,
Ja, endlich macht sich's frei,
Und Großes wird gelingen
Durch Taten oder Singen
Ein Wort für dich!
(schreibt etwas auf einen Zettel)
Renald
Was soll mir das Papier?
Redner
Du willst dein Recht vomGrafen von Dürande?
Falls der nur hohle Worte spricht, zeig ihm das
Papier!
Er wird Vernunft annehmen, sich entspannen!
Renald
(liest)
Hütet Euch! Ein Freund des Volkes!